Starkenburger Echo, 21. Juli 2012: „Band mit sozialkritischem Interesse“


Starkenburger Echo, 21. Juli 2012

Band mit sozialkritischem Interesse

Musik – „žSingvøgel“ aus Mörlenbach zwischen Rock, Blues und Chanson – Heidnische Spiritualität – Zwei große Wünsche

110925 1758 DSC0077
Singvøgel: Die etwas andere Band aus Mörlenbach. Von links: Karan, Sven Scholz und Duke Meyer. Foto: Katja Gesche

OBER-MUMBACH.

Die Musik der Gruppe bewegt sich irgendwo zwischen deutschsprachigem Rock und Pop, Liedermachern, ein bisschen Blues, aber auch etwas Punk und hier und da sogar ein wenig Chanson. Sven Scholz wohnt seit einigen Jahren im Mörlenbacher Ortsteil. Er arbeitet in einer Mannheimer Internetagentur. Wie die anderen Mitglieder der Band, Duke Meyer und Karan, ist er eigentlich gebürtiger Franke. Zu „žSingvøgel“ ist der Schlagzeuger 2006 gestoßen. „žAber Duke und Karan haben da schon seit vier Jahren zu zweit Musik gemacht,“ erzählt er.

Karan ist studierte Musikerin. Ihren Bachelor erhielt sie am renommierten Dartington College of Arts, den Master in Musikethnologie an der University of York. Sie arbeitet als Musiktherapeutin, Übersetzerin, Dolmetscherin und leitet Seminare. In der Band singt sie und spielt Gitarre, Bass, Querflöte, Melodika, Bordunflöte, Shakuhachi, Klavier.
Duke Meyer macht seit den frühen achtziger Jahren Musik und Performance. 1992 und 1993 tourte er mit dem Wiener Rocktheater „žHallucination Company“ durch Deutschland und Österreich. Er spielt außerdem Theater. Er singt und spielt Gitarre, Bass, Synthesizer und Mundharmonika. „žWenn wir alle Instrumente ausladen, denken die Veranstalter, da kommen mindestens acht Leute auf die Bühne,“ schmunzelt Sven Scholz.

Die Band ist dabei, ihr fünftes Album mit dem Titel „žJetzt“ zu produzieren. Neun Songs wurden in fünf Tagen aufgenommen. „žMit Ingo Vogelmann haben wir einen tollen Produzenten. Damit wird auch die gesamte CD viel professioneller als die letzten,“ schwärmt Sven Scholz und merkt nachdenklich an: „žEs wird ja gerne behauptet, wenn man als Musiker gut ist, kann man auch davon leben. Aber um wirklich gute Qualität zu produzieren, braucht es auch erst einmal Geld.“

Generell steht die Band der Musikindustrie kritisch gegenüber, ob dies nun die großen Labels betrifft oder die Verwertungsgesellschaft Gema. „žFür die großen Musikverlage ist jede Innovation ein Wagnis, das man besser vermeidet. Daher haben wir musikalisch zurzeit so ein großes Achtziger-Jahre-Revival. Damals waren die Schnittstellen zwischen Mainstream und den Untergrundkulturen noch breit, und es gab einen regen Austausch.“ Auch wollten die Zuhörer wieder wie damals politische Themen hören.

Das sozialkritische Interesse der „žSingvøgel“ beschränkt sich nicht auf die Musik. Eine gelungene Satire des Schlagzeugers und seines Bruders Jens Scholz hat es vor Kurzem bis in die Fernsehsendung „žDer elektrische Reporter“ auf ZDF Neo geschafft. „žWir haben einen Twitteraccount vom Verfassungsschutz – oder besser „žVerfaschungsschutz“ erstellt. Motto: „žWir verfolgen nicht. Wir beobachten nur.“ Viele Twitterbenutzer fielen auf diesen Fake herein und regten sich über vermeintliche Bespitzelung durch das Amt und herablassende Kommentare auf.

Aktuell produziert die Band ein Musikvideo mit dem Titel „žDea Dia“. Dies ist die römische Göttin des Wachstums. Der Titel weist auf eine weitere Facette der Gruppe hin – ihre heidnische Spiritualität. „žDer Alltag verträgt ein paar Spritzer Magie,“ ist sich Sven Scholz sicher. Dabei will die Band aber nicht mit der Brechstange ihren Glauben verbreiten. „žDie Musik ist für jeden da. Mancher sieht in einem Text einen Bezug zu heidnischen Mythen, für andere ist es einfach romantisch oder fantasievoll.“

Zwei große Wünsche hat die Band im Augenblick. Zum einen mehr Möglichkeiten für Liveauftritte zu bekommen. Zum anderen, eines Tages alleine von der Musik leben zu können.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert