Wald 3


Hallo, Süßer, sag mir, wohin willst du so spät?
Hast du dich verlaufen, oder weißt du, wo’s langgeht?
Es ist stockdunkel und du bist ganz allein
Eine Straße wie diese geht man besser zu zwei’n
Denn hinter jenen Mauern könnte irgendetwas lauern
Und hinter jenen Hecken könnt‘ sich irgendwas verstecken
Und so ’n hübscher junger Mann wäre dann unweigerlich
Dran.

Renn jetzt bloß nicht weg! Nicht so eilig!
Freilich solltest du dir überlegen
Auf welchen Wegen du dich da herumtreibst
So mitten in der Nacht
Denn da drüben fängt schon der Wald an
Und so ’ne Gestalt wie du, Mann, könnte da ganz schnell
Zwischen Bäumen verlorengehn
Oder mal so eben hundertfünfzig Jahre verträumen.
Kannst du das versteh’n?

Schau mich nicht so an, als bliebe dir das Herz stehen!
Komm, laß uns noch ein Stück weitergehn
Da hinten ist das Moos grün und weich
Und gleich zeig ich dir, wo der Fliegenpilz
Sich feucht und rot aus dem Boden schiebt
Und uns Flügel gibt.

Ticktack-Ding vom Handgelenk
Machst du mir jetzt zum Geschenk
Das fliegt gleich hinein in den Teich.
Sei doch nicht so steif!
Reich mir die Hand
Und begreif!

Buchen sollst du suchen
Und Linden sollst du finden
Und Eichen sollst du streicheln
Und Föhren betören
Und zwar bei jedem Wetter!
Kraule mir mein Blätterhaar –
Jedes Wort ist wahr.

Und wenn dann der neue Mond sich gerundet hat
Dann weißt du: dieser Wald ist von wilden Tieren bewohnt.
Von Mann und Sau
Von Hirsch und Frau.
Wir spiegeln uns im Quell
Und wir hüllen uns in Fell
Und wir essen und an blauen Beeren satt.
Sag mal: was ist eine Stadt?

Musik & Text © Karan 2004

Bühnenversion Singvøgel: Percussion, Sprache


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3 Gedanken zu “Wald