Crowdfunding Vorbereitungen 7


Ein neues Singvøgel-Album – stärker, üppiger, glanzvoller als je eins zuvor. Die Krautfahndung – ‚zeihung, das Crowdfunding – beginnt hoffentlich noch diesen Oktober. Eigentlich wollten wir schon mitten drin sein, jetzt um diese Zeit, aber es ist das Leben, das passiert, während man anderes plant, und wenn das Leben andere Pläne hat als man selbst kann man nichts anderes tun, als seine Pläne dem Leben anzupassen.

Wir sind aber im Endspurt der Vorbereitungen, und wenn ihr den Startschuss nicht verpassen wollt, dann registriert euch Euch schon mal hier und drückt den „Follow“ Butten unter dem Bandnamen – damit seid Ihr am Start, wenn’s losgeht.

Wie immer ganz ohne Risiko: Ihr bestellt Euer Wunsch-Päckchen – das Geld dafür wird erst eingezogen, wenn das Ziel erreicht und die Crowdfunding-Zeit um ist. Die läuft diesmal länger: Nachdem die 100-Prozent-Marke letztes Jahr bereits nach vier Wochen erreicht war (was uns eine entspannte zweite Halbzeit bescherte), zielen wir dies Jahr gleich höher, indem wir es wagten, deutlich mehr Zeit und Geld in die Aufnahmen zu investieren. Auf dass dieses kommende Album – wieder – das beste Singvøgel-Album werde, das wir je gemacht haben.

 

Covermotiv

 

Weiß nich‘, wie’s Euch geht – aber wir hätten gern mehr anzubieten als „nur“ das brandneue Album. Wir würden’s Euch gern vorspielen – live. Auf einer Release Party, zum Beispiel. Sowas ließe sich finanzieren mit einem Etat, der sich erst sammeln lässt jenseits der 100 %. Diese „ersten Hundert“ braucht’s für Pressung und Druckkosten – sowie zur Deckung der Raummiete, die wir uns diesmal gönnten: um uns zwei Wochen lang ununterbrochen und ausschließlich einem Aufnahmeprozess zu widmen, der sich entwickelte, uns beflügelte, immer im Fluss blieb, sich steigerte, uns mutig machte, experimentierfreudig und spielstark.

Das Resultat – von minutiös ausgefeilten Studiosongs bis zum Einfangen ausgelassener Akustik-Sessions und zurück – bekam Bandbreite; die Instrumentierung, eh schon üppiger als gewohnt, ließ Einflüsse zu und Spielereien weitab vom (bisher) Gewohnten.

Es machte bereits was aus, endlich mal ausreichend Platz zu haben. Die Aufnahmen des Vorgängeralbums JETZT waren noch im beengten heimischen Ü-Raum entstanden, die verlegten Kabel hatten keinen Fußbreit Boden mehr gelassen, Schweißgeruch hing schon im Raum, bevor sich jemand anstrengen musste dafür… Bewegungsfreiheit war nich‘, Stative drohten ins Auge zu stechen: nicht optisch, sondern beim Singen, und bereits der Einsatz eines Pianos erforderte umständliche Hin-und-zurück-Umbauten, die mehr Zeit fraßen als das Einspielen des klingenden Parts selbst.

Anders auf Rømø: Das Ferienhaus auf der dänischen Insel erlaubte einen Studiobetrieb und Atmosphäre wie aus dem Illustrationsteil vergessener Rockstar-Biografien „von frühers“ (als Boxen noch groß und brechlaut waren und die Groupies da… ;-). Nein, wir machten keine Schwarzweiß-Fotos – George P. Snyder hielt die Kamera fürs „Making of…“ so dezent auf unsere Arbeit, dass wir es oft gar nicht bemerkten, wie er mitfilmte. Aber er hatte auch den Platz dafür.

Wie wir alle. Nichts stand im Weg. Karan saß bei jeder Gelegenheit am Stage Piano – untermalte oder ornamentierte Songstrukturen aufs Geratewohl, ob die dafür ursprünglich gedacht waren oder nicht. Das brachte auf Ideen – der Platz schaffte somit auch musikalisch ganz andere Möglichkeiten. Echtes Musizieren – statt lediglicher „Planerfüllung“, wann welcher Part dran ist und bum. Von der ununterbrochenen Zeit ganz zu schwelgen: Eine Idee wächst am Frühstückstisch aus gemeinsamem Gealber, oder jemand hatte nachts im Bett einen Einfall? Schöne Sache, wenn das Studio auf Knopfdruck bereit ist: die ganze Palette, jedes erdenkliche Instrument. Ein Chor, den alle Anwesenden mitsingen? Was man sich sonst überlegt und dann doch lässt – zuviel Aufwand, zuviel Umbau, zu fraglich der kleine Effekt – gelang entspannt schon beim zweiten Versuch.

Zu gern hätten wir auch den akustischen Flügel des Hauses benutzt, phantastisch genug klang er, und natürlich probierten wir es aus – nur war er leider allzu verstimmt (den Weg auf die Endversion wird er, trotz einiger lustiger Aufnahme-Einsätze, vermutlich nicht finden). Aber es macht schon ein ganz anderes Klangbild, wenn „additional Piano Parts“ ebenso rasch zu verwirklichen sind – wie der Wunsch, jetzt noch was „ganz anderes“ mitreinzunehmen, das toll passen würde – aber von der Stammbesetzung, der Band selbst, gar niemand „drauf hat“. Eine Violine zum Beispiel, eine richtige Fiddle. Oder das eine oder andere Gitarrensolo.

Gitarrist Alex Schweigert – auf Rømø quasi unser Nachbar – kam auf Besuch, mit einem Grinsen, so breit wie sein Spielrepertoire. Seine Soli und Fills ließen uns ebenso jubeln wie sein spontanes Mitrocken am unverstärkten Hartholz: Miteinander in Echtzeit zu jammen – sowas erlebt man sonst nur im Schweiße des Bühnenlichts – wir gönnten es uns erstmals im Studio, das Ergebnis kommt mit auf die Platte.

Violinist Ansgar Offermanns, ein Freund aus Aachen, schickte uns die tanzenden Tongirlanden seines Fiddlespiels, vorübergehend in unglaublich viele Nullen und Einsen verwandelt, über das Wuselnetz jener vielen kleinen Satelliten, die unsere Erde umrunden. Das sich um Empfangsbereitschaft bemüht habende Wlan-Netz der dänischen Insel – der Übertragungsrate nach vermutlich an Rømøs einzigen (?) Sendemast hängend, der im Wind bebte – zitterte bedenklich, wir auch, aber am Schluss klappte es doch.

 

Pianopart - 20130514

 

Und es bleibt spannend: Die Produktion ist ja nicht zu Ende, sondern hat erst begonnen. Im Kasten sind nur die Aufnahmen – aber wo ist der Kasten? Der liegt inzwischen auf, unter und zwischen anderen Kästen, die Kisten füllen einen Container, und der umrundet ebenfalls die Erde – noch lässt sich keine Hardware über Datenleitungen oder per Satellit schicken. So modern ist die Globalisierung dann doch nicht. Abgemischt wird das neue Singvøgel-Album, soviel steht aber schonmal fest, auf den Philippinen. Ingo Vogelmann, unser Produzent, ist schon dort! Nicht auf Urlaub, sondern für immer – zumindest bis auf Weiteres. Ingo hat Deutschland verlassen, er zieht gerade um auf die andere Seite des Globus, seine neue Adresse ist der 9. Stock einer Betonpalme auf irgendeinem idyllischen Eiland in Ozeanien, und daher schwimmt das in Kisten und Kästen verpackte Studio jetzt irgendwo auf dem pazifischen Meer roten, indischen oder chinesischen Meer (siehe Kommentare 😉 ) herum.

 

Aussicht

Aussicht aus Ingos „Studio 909“, Manila (Photo: Ingo Vogelmann)

 

Man weiß nicht, wann das Containerschiff ankommt. Es hätte ja ohnedies ein viel früheres sein sollen, aber das hatte ein zu spät ausgeschlafener Spediteur verpasst und musste ein späteres nehmen. Durch diese und ähnliche Widrigkeiten ist noch ein bisschen unklar, wann es – im Verlauf der drei Crowdfunding-Monate – genau was zu hören gibt: an Snippets, Beispielen, Bonbons und Dokumentationen. Denn das muss ja auch alles geschnitten, gerendert und gemixt werden…

 

–> Alle Beiträge zum neuen Album WESTWIND


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7 Gedanken zu “Crowdfunding Vorbereitungen

  • MartinM

    Oh, da kann ich nur zu sämtlichen Meeresgöttern (und es gibt deren viele) bete, dass das Containerschiff mit Ingos Ausrüstung auch rechtzeitig ankommt, und nicht etwa unterwegs von Piraten gekapert wird. (Leider kein Witz, auf der Fahrt von Rotterdam-Europort – dem wahrscheinlichen Ausgangshafen für eine Sendung ab Essen- nach Metro-Manila-Seaport kommt so ein Schiff gleich durch zwei pirateriegefährdete Seegebiete. Wäre irgendwie ironisch, aber nicht schön.) Weis Ingo denn, auf welchem „Dampfer“ seine Sachen verstaut sind? Die großen Reedereien haben einen Tracing-Service, mit dem sich die jeweilige Schiffposition abfragen läßt.
    Und: Auch wenn die Containerschiffe verdammt schnell sind brauchen sie für die Strecke über einen Monat, was, zumal bei einem schlafmützigen Spediteur und einem „typischen“ Einfuhrzoll, dann leider noch nicht die ganze Transitzeit ist.

    Ich hoffe, dass Ingo in Manila glückllich wird, und dass er dort auch das Umfeld findet, dass er zum Arbeiten braucht. Ich kann seinen Mut nur bewundern,

  • MartinM

    Nachtrag: Auf dem Pazifik schwimmen Eure Aufnahmen garantiert nicht rum, da kommt das Schiff nämlich gar nicht längs, auch wenn Manila in der „pazifischen Region“ liegt: Nordsee, Ärmelkanal, Straße von Gibraltar, Suezkanal, Rotes Meer, Bab-el-Mandab, Golf von Aden, Indischer Ozean, Adamanensee, Straße von Malakka, Südchinesisches Meer – und im selbigen liegt die Insel Luzon, darauf befindlich Manila. Und ich bekomme Fernweh. (Die großen Containerschiffe nehmen übrigens bis zu 12 Passagiere mit.)