Singvøgel – Hart am Rande (CD-Kritik)


Habe keine Angst vor den Singvøgeln, dieser scheinbar nicht zueinander passenden Polarität, laß dich auf sie ein und ihre nur vordergründig völlig differierenden Charaktere mit scheinbar kluftigen Stimmungen: „Ich bin ein Land, entdecke mich!“ heißt es da.

Dieser Aufforderung sollte man dringlichst nachhören, denn Bavaria Bambaataa alias Duke Meyer, der mit Karan (die mich ein wenig an Sven Regner erinnert) zum Singvogel mutierte und im Echsenflug ohne Rücksicht auf modische Trends seine Seelenverwandtschaft entdeckt, hat nichts von seiner Sprachgewalt eingebüßt. Seine Hommage an die deutsche Sprache, seiner einzigen Heimat hier, findet Widerpart und Wohlklang in Karans manchmal schonungslosem Freiheitsdrang („Messer im Schuh“). Als „Fahrendes Volk“ mit „Spiel und Klang“ geht es stilistisch und thematisch äußerst variabel um die Sandkörnchen im Getriebe, oder einfacher um den perfekten „Sommertanz“, bei dem der männliche Part sein Öl in die weibliche Glut verströmt und beide gegen die Dämonen („Dämonengesang“) ankämpfen.

Die Liedermacher, die das Instrumentarium der Troubadouren im Studio um eine Spur erweitern, aber betont „Hauseigenes“ servieren – was heißt: Vorgegartes aus der industriellen Produktion ist absolut verpönt – sind weder musikalisch noch poetisch Puristen, sondern Romantiker mit Intelligenz und Biß. „Schließ Aug‘ und Ohr“ und lausche meinem Anspieltip „Fauler Zauber“, wobei, ehrlich gesagt, das wiederum nur ein Mosaiksteinchen ist, das die Scheibe aber noch lange nicht abrundet.

Zentralnerv – Das Musikmagazin in Bayern
vom Juli-Sept. 2004

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