Zwitscherbericht aus dem Studioticker…


11. Juli 2010, 22:18Uhr

Und plötzlich steigt eine Festplatte aus und ward‘ vom System nicht mehr gefunden: aber götterseidank nur beim Backup vom Backup (dem doppelten Sicherheitsboden: man traut ja niemandem – schon gar nicht Festplatten). Der Vorgang lässt sich wiederholen: Kann ja auch daran gelegen haben, dass ich, während die Backup-Platte erhebliche Datenmassen auf die Zweit-Backup-Platte schaufelte, gerade alle Songs – die fertigen wie die noch zu zu mixenden – in Reihenfolge durchhörte. Man soll vielleicht nicht zuviel von einem kleinen Netbook verlangen, das für sowas eigentlich nicht gebaut ist… aber halb so wild.

Denn im Singvøgel-Studio sind PCs schon lang nur noch in der Peripherie unverzichtbar: für Datensicherung und so. Die Musik selber nehmen wir mit einem exklusiven „Stand alone“- Aufnahmegerät auf. Das ist zwar auch eine Digitalmaschine, die mit einer Festplatte läuft… aber für nichts anderes gebaut und mit nichts anderem beschäftigt als genau jenen Vorgängen, für die unsere Vorfahren 😉 ihre dicken Tonbänder benutzten. In der Arbeitsweise haben wir uns den Altvorderen stark angenähert: Wir spielen unsere Songs direkt ein, Spur für Spur und Schicht auf Schicht… Glaubt nicht, dass man auf dem kleinen Display unserer großen „Rappelkiste“ viel sieht vom Arrangement! Hier müssen die Ohren entscheiden, und das ist gut so. Nichts lenkt ab, und daher wird eine fragliche Passage eher nochmal komplett neu eingespielt, als dass man (wie am PC) der Versuchung erläge, halbgare Parts aus Schnipseln zusammenzufrickeln, oder sich gar von den optischen Mätzchen einer gut gestylten Software narren zu lassen: beim Klangregeln zum Beispiel.

Noch idealer wäre es, gleich zusammen zu spielen, zu dritt wie auf der Bühne, und nur die eine oder andere Chorpassage oder sonstige Extras hernach dazuzuknödeln. Das geht in unserem Studio nicht: dafür bräuchte man eins mit mehreren schalldichten Kabinen… (gibt’s alles für viel Geld. Vielleicht später mal!)

Zehn Songs sind jetzt soweit, dass man sie anhören kann, ohne sie urheberseits dabei mit armfuchtelnden Erklärungen garnieren zu müssen, wie dies oder jenes „eigentlich“ gemeint sei… 😉 Fünf weitere harren ihrer finalen Abmischung. Terminbedingt wird alles noch dauern – zumal ungeklärt ist, wie wir z.B. das dicke Booklet finanzieren sollen, das unsere Fans gern hätten (und das wir ihnen allzugerne böten: mit Texten und so. Wir haben halt ziemlich lange Texte oft…).

Aber schön abwechslungsreich wird’s, stelle ich beim Probehören fest. Einmal mehr wird die „Musikerpolizei“ – jene Leute, die sich das Zeugs von anderen nur anhören um festzustellen worauf diese damit hinauswollen, und was sie falsch gemacht haben dabei – nur ratlos die Achseln schütteln und die Köppe hochziehen können: Die Singvøgel „wollen“ nämlich nichts im Sinne des KGB („Karriere-Geltungs-Beweises“, Anm. d. Verf.), und auch auf einwandfreie stilistische Zuordnung zu Szene X oder Y verzichten wir gerne. Wir wollen einfach jedes Lied so persönlich wie möglich haben. Liebesbriefe schreibt man ja auch nicht mithilfe eines Phrasenspeichers, oder?

Deshalb klingen wir nicht wie typisch Dingsda, sondern immer genau nach dem Song, den wir gerade spielen, der gerade läuft. Und da fällt der eine vielleicht auch mal albern aus, der nächste schürft tiefsinnig herum (wobei es sich hintergründig natürlich umgekehrt verhält, oder – einfach nochmal anhören! That’s what it’s made for… 😉 ), der dritte geht ab wie Schmitts Fischsaurier, und während man sich das eine – etwas Phantasie vorausgesetzt, aber unsere Fans sind eh die besten – auch auf einem nostalgischen Atomzeitaltermarkt vorstellen könnte, weist das andere geradewegs in die Gegenrichtung. So ist das eben: In unserem Alter spielt man nicht mehr irgendwas. Sondern nur noch das, was ordentlich Kies bringt. Nur in der Währung täuschen wir uns manchmal. Wir meinen nämlich immer noch, es geht um Gefühle.

Do you fink that I’m a weltfremd? Hope we are not the ønly ones.

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