Creative Commons – was ist das denn JETZT schon wieder? 12


Dienstag, 11. Dezember 2012

Wir haben es tatsächlich getan: ein Album unter „Creative Commons“ Lizenz veröffentlicht. „JETZT“ unterliegt der Lizenz „CC by nc nd 3.0“. Aber was heißen diese kryptischen Buchstabenfolgen?

 

„CC“ ist klar, steht für „Creative Commons“. Im Prinzip sagt das – erst einmal: mit einem solchen Werk darf jeder machen was er möchte, also es also nach Lust und Laune „vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen“. Kostenlos. Ohne jegliche Gebühren. Ohne Einschränkung. Das ist die Ausgangsbasis.

Konkret bedeutete das: man könnte ein solches Werk verkaufen, unter eigenem Namen veröffentlichen, für Sachen (z.B. als musikalischen Hintergrund für einen Film o.ä.) verwenden etc. wie es einem grade passt. Weil das für viele Werke so natürlich nicht sinnvoll ist, speziell für Werke, die dem Künstler Aufmerksamkeit oder/und auch Geld einbringen sollen – immerhin hat der im Normalfall eine Menge Zeit und Arbeit reingesteckt und von irgendwas muss man auch seinen Lebensunterhalt bestreiten -, kann man diese Ausgangsbasis nun in verschiedenen Aspekten unter Bedingungen setzen oder einschränken.

by

Das „by“ sagt nun, dass bei Nutzung unser Name angegeben werden muss, so dass klar ist, von wem es ist, und zwar so, dass man uns mit dieser Angabe auch findet. Gut, man könnte sagen, dass das doch selbstverständlich und gute Kinderstube ist. Sollte es eigentlich auch sein. Da es leider eine Menge Menschen zu geben scheint, die in Sachen Kinderstube ein paar Defizite aufweisen, steht es trotzdem explizit drin.

nc

„nc“ heißt „non-commercial“, nimmt also „kommerzielle“ Nutzung explizit aus. Das dürfte die weitreichendste Einschränkung des „Mach damit was du willst“ sein. Das heißt freilich nicht, dass eine kommerzielle Nutzung nicht möglich wäre, aber es bedeutet: eine solche Nutzung muss mit den Künstlern gesondert geregelt werden, da die Erlaubnis für „vervielfältigen, verbreiten und öffentlich zugänglich machen“ für eine solche Nutzung zunächst nicht erlaubt ist. Sprich: wer einen mit „nc“ gekennzeichneten CC-Song auf einen Sampler packen möchte, den er verkaufen möchte, oder z.B. unter seinen Werbespot legen oder in seinem Webshop anbieten möchte (selbst wenn der Song selbst dort kostenlos angeboten würde), müsste dafür unsere Erlaubnis einholen (und u.U. auch etwas dafür bezahlen).

„nc“ beschränkt das „CC“ also auf „private Nutzung“ – wer also einen Song aus „JETZT“ nutzen möchte, um z.B. eine Slideshow seiner Urlaubsfotos oder Filme auf Youtube zu packen und mit einem unserer Songs zu hinterlegen, darf das tun. Wer ein eigenes Musikvideo auf einen unserer Songs dreht, darf das tun und auch veröffentlichen. Wer mit diesem Musikvideo aber Geld verdienen möchte, der muss zuerst die Erlaubnis bei uns einholen, da für kommerzielle Nutzung die Erlaubnisse, die die CC-Lizenz grundsätzlich gibt, nicht gelten.

Dann gibt es auch ein paar Spezialisten, die gern mal einen erzählen von wegen „was denn daran so schlimm“ sei, wenn jemand anderes auch ein paar Euro an einem Werk verdient ohne was abzugeben, und auch hier kommt gern gleich das Argument der „Aufmerksamkeit“ hinzu, die man doch auch selbst damit bekomme. Nun, wir machen niemandem einen Vorwurf, weil er sich nicht in diesem „Musikbusiness“ auskennt. Aber lasst euch sagen: es geht dort anders zu. Und nicht erst, seit das Internet ein relevanter Faktor ist. Es gibt Erfahrungen die man macht, die man nicht wiederholen möchte. Oder selbst erleben.

nd

„nd“ heißt nun „no derivates“, also „keine Bearbeitung“. Damit wird grundsätzlich (also für kommerzielle, aber auch private Nutzungen) eine automatische Erlaubnis, einen Song in veränderter Form zu veröffentlichen, aus der grundsätzlichen Erlaubnis, alles, man man möchte tun zu dürfen, ausgenommen. „Bearbeitung“ bzw. „Abwandlung“ heißt z.B. den Text zu ändern. „Nicht automatisch erlaubt“ heißt aber freilich nicht „darf man nicht“ – sondern nur: wir wollen in solchen Fällen gefragt werden und erlauben solche Bearbeitungen dann individuell. Oder, je nachdem, eben auch nicht.

Über das „nd“ haben wir eine Weile nachgedacht. Denn eigentlich könnte man ja sagen, ein „Missbrauch“ ist über das „nc“ schon verhindert, das heißt, jemand, der z.B. einen Song nimmt und mit einem eigenen Werbetextchen versieht und z.B. über die Musik von Pegasus „Ich ess‘ Leberwurst“ singen lässt, wird ja schon über das „nc“ abgefangen. Was also soll das, wieso sollen Fans nicht eigene Strophen beisteuern dürfen oder so? Dürfen sie, wir werden sowas nicht verhindern oder irgendwie „ahnden“. Natürlich nicht, warum auch?

Das „nd“ gibt uns aber die Möglichkeit, dort einzuschreiten, wo wir das für nötig halten. Ohne das „nd“ könnten wir nichts dagegen tun, wenn z.B. irgendwelche Nazis einen Song von uns nähmen und mit einem rassistischen Text versehen, denn da greift auch das „nc“ nicht unbedingt. Wir engagieren uns bekanntlich sehr gegen Nazis und jedwede ähnliche rassistische und antiemanzipatorische Ideologie, wir spielten schon öfters auf Anti-Nazi-Veranstaltungen und wir haben einige Songs im Repertoire, die sich mit dem Thema beschäftigen und entsprechend deutlich Position beziehen. Nazis missbrauchen nicht selten solche Lieder, und tun das gerne gerade mit Songs von Leuten, die das genaue Gegenteil vertreten. Sie tun das mit voller Absicht, um Leuten, die sich gegen ihre Ideologie stellen, zu demütigen. Nicht nur Reinhard Mey und Konstantin Wecker können ein Lied davon singen. Natürlich können wir nichts dagegen tun, dass Songs „unverändert“ missbraucht werden, aber zumindest Verdrehungen u.ä. können wir so verhindern. Ohne das „nd“ hätten wir hier keinerlei Handhabe, es wäre tatsächlich erlaubt, wir könnten nichts gegen so etwas ausrichten.

10 Jahre Creative Commons

„Creative Commons“ feierte ja diese Tage sein 10-jähriges, ist also genauso jung wie die Singvøgel. Der Idee standen wir ja auch bereits länger aufgeschlossen gegenüber und nutzten CC schon, um bestimmte Songs auf diese Weise zur Nutzung freizugeben; speziell für „Stasi 2.0“ bot sich das ja auch mehr als an und wir freuten uns sehr, dass dieser Song dann auch auf Demos wie der „Freiheit statt Angst“ von Lautsprecherwagen herunterschallte.

Allerdings hatten wir lange Bedenken, ein komplettes Album unter CC zu veröffentlichen, denn CC wird gern missverstanden als „kostenlos“. Und da wir einiges an Kosten haben, um Songs zu schreiben und vor allem Studioaufnahmen davon zu machen, können wir es uns nicht leisten, die Ergebnisse zu verschenken. So ist das auch mit JETZT, von dem wir hoffen, dass es uns die Produktion des nächsten Albums finanzieren möge. Was es natürlich nur kann, wenn mensch, dem es gefällt, uns auch ein wenig Geld dafür gibt.

Jaja, ich weiß, gern wird gesagt, speziell wenn es um Dateien geht, dass diese doch keinen „materiellen“ Wert hätten und selbst ja auch „nur“ Kopien seien, und dass technisch eine – noch dazu verlustlose – Kopie davon auch immer ein „mehr“ ist und ergo niemandem was „stehle“. Stimmt, für die Datei selbst gilt genau das. Aber nicht für die Arbeit, die nötig war, diese Datei zu ermöglichen.

Natürlich haben wir und hatten wir nie was dagegen, wenn jemand der Freundin/dem Freund, dem Bekannten etc. einfach mal eine Kopie des Albums macht, damit sie/er sich das auch anhören kann. „Empfehlung“, überdies, hat auch durchaus einen eigenen „Wert“. Und wir freuen uns über jede(n), die/der uns seinen Freunden, seinen Bekannten, seinem Umfeld weiterempfiehlt. Damit ihr dies ohne jedwede Rechtsunsicherheit auch tun könnt, haben wir früher halt „einfach so“ dazu gesagt, dass ihr das dürft. Jetzt machen das nur eben ganz „offiziell“ mit dem Werkzeug der CC-Lizenz.

Warum erst JETZT?

Ihr, unsere Fans, wisst natürlich, dass es nicht fair wäre, z.B. das komplette Album mal eben zum kostenlosen Download auf eine private Homepage zu legen. Obwohl ihr das bei CC-Werken laut Lizenz sogar dürftet, ohne dass wir da was dagegen tun könnten. Es wäre ja nicht nur nicht fair, sondern eben auch kontraproduktiv, denn wenn wir es uns nicht leisten können, neue Aufnahmen zu machen und auszuproduzieren, gibt es keine neuen Songs und keine neuen Alben. Oder es gibt sie nur in entsprechend schlechter Qualität, weil mehr finanziell einfach nicht möglich wäre. In so einem Album steckt nicht weniger als ein mittlerer bis hoher 5-stelliger Betrag, rechnet man alle Arbeitszeit, das Equipment, Raummieten, Fahrtkosten etc. pp. zusammen. Wenn das investiert ist, ist noch kein Cent wieder reingekommen.

Das Problem ist allerdings, dass das nicht alle Menschen da draußen so sehen und mit dem Argument „weil ich es kann“ sowas trotzdem tun. Das ist ein gewisses Risiko, vor dem wir bislang etwas zurückscheuten. Es ist eine nicht ganz einfache Entscheidung, dieses Risiko einzugehen, denn natürlich sehen wir auch den Wert ebenjenen „Empfehlens“ – je mehr Menschen unsere Musik hören, desto mehr kennen uns, desto mehr kaufen vielleicht doch ein Album auch gegen Geld, auf CD zum Beispiel, kommen auf Konzerte, machen die Bude voll, so dass die Chance, gebucht zu werden, vielleicht sogar auch mal mit vernünftiger Gage, wiederum steigt; andere wieder kaufen auf diesen mehr Konzerten vielleicht auch eine CD, usw. usw..

Aber es ist genau diese Zwischenphase zwischen „Wir können noch auf keinen Cent verzichten, da wir trotzdem immer noch den größten Teil aus eigener Tasche zahlen, und langsam wirds wirklich teuer“ und „Es kommt langsam genug rein, dass wir auch auf einen Teil verzichten können zu Gunsten größerer Verbreitung und Bekanntheit“ – den Schritt zu früh gemacht, und wir sind schlicht pleite und werden wieder auf ein „ambitioniertes Hobbyniveau“ zurückgeworfen und bleibt drauf hängen. Macht man ihn zu spät, hat man u.U. die Gelegenheit verpasst, einen guten Schub so zu verstärken, dass die gewonnene Aufmerksamkeit weiterträgt.

Ist CC schon eine Alternative zum etablierten Verwertungsmodell?

Wir hoffen, JETZT den richtigen Zeitpunkt erwischt zu haben, vor allem auch deshalb, weil CC langsam aus diesem „alles kostenlos“-Image herauswächst und auch CC-Nutzer – egal ob „Konsument“ oder (Weiter)Verwerter – langsam merken, dass mit diesem Lizenzmodell eine echte Alternative zu den bisherigen, von der Industrie mit rigidesten Mittel durchgesetzten und dominierten Vorstellungen sogenannten „geistigen Eigentums“ herangewachsen ist, die Urhebern ein sehr feines Werkzeug zu individuellen Justierung der gewährten Rechte zur Verfügung stellt.

Eine Alternative, die dem Fan, dem Hörer, denen, die einfach nur über Musik sprechen möchten und sich in der heutigen Zeit, über die wunderbare Erfindung „Internet“, mit viel mehr Leuten darüber austauschen können und möchten als es davor je möglich war, dies uneingeschränkt möglich macht, ohne 4 Semester Jura zu studieren oder in ständiger Angst leben zu müssen, jetzt irgendwas „Illegales“ zu tun, nur weil man mit anderen über ein global erreichbares Medium kommuniziert.

Das Urheberrecht gilt ja schon seit Jahrzehnten, aber bis vor wenigen Jahren waren Privatmenschen davon eigentlich völlig unbehelligt. Seit einigen Jahren aber wird im Namen des Urheberrechtes (was an sich falsch ist, denn es geht in Wahrheit ja um Verwertungsrechte, die in weiten Teilen meist gar nichts mehr mit dem Urheber zu tun haben, weil diese diese Rechte meist komplett aus der Hand gegegeben haben, teils notwendigerweise, denn anders würde kein industrieller Verwerter deren Werke vermarkten) dieser ganze komplizierte Lizenz-Kram plötzlich zu einem Thema für jede(n), die/der einfach nur Musik hören möchte, und man muss sich plötzlich mit diesen Dingen auskennen, um nicht Opfer von Abmahnanwälten zu werden.

Eine Alternative, die aber genauso auch sogenannten „Verwertern“ tolle Möglichkeiten bietet, denn weil die Rechte immer für das einzelne Werk gelten und nicht pauschal für alles, ermöglicht es Künstlern wie Verwertern, selbst zu wählen, was in welcher Form weiterverwendet und -verwertet werden kann.

Ein einfaches Beispiel wäre da nur schon der Charity-Bereich: Wären wir jetzt z.B. Mitglieder der GEMA, die bekanntlich CC-lizenzierte Werke nicht unterstützt, könnten wir „Stasi 2.0“ nicht in der Form freigeben, wie wir es taten – das hieße, wer den Song auf einer Demo öffentlich abspielt müsste GEMA-Gebühren zahlen, weil es nicht möglich wäre, diesen einen Song aus der GEMA-Verpflichtung rauszunehmen, da GEMA standardmäßig bedeutet: alles zu den selben Bedingungen, was der von ihr vertretene Urheber veröffentlicht – keine Möglichkeit, verschiedene Werke verschieden zu behandeln.

Ist CC denn auch gut für’s Geschäft?

Ein echtes Problem bei CC ist dabei bislang allerdings: für kommerzielle Radiostationen o.ä. ist es umständlich, die müssten, wollten sie CC-Material spielen, Einzelvergütungsverträge mit jedem Künstler abschließen. Was sie nicht tun, denn der Aufwand wäre natürlich schlicht zu hoch. Ohne zentrale Verwertungsgesellschaft braucht kein Musiker davon träumen, sich je im Radio zu hören.

Ähnliche Probleme gibt es auch für Diskos, Clubs etc., dort wird, wenn CC-Musik gespielt wird, im Normalfall einfach nicht vergütet. Im dümmsten Fall zahlt so ein Club sogar eine Pauschale an die GEMA, die allerdings natürlich diese Gelder ausschließlich an ihre Mitglieder verteilt. Die keine CC-Künstler sein können, denn eine solche Möglichkeit sieht eine solche Mitgliedschaft nicht vor. Heißt: wenn an einem Abend 99 CC-Songs und 1 GEMA-Song gespielt wird, wird dieser komplette Abend GEMA-pflichtig, aber die CC-Künstler sehen keinen Cent von dem nicht wenigen Geld, das der Veranstalter für den kompletten Abend an die GEMA abführt. Und dass der Veranstalter „doppelt“ zahlen soll, ist freilich auch nicht einzusehen.

Kurz und knapp heißt das: die Einnahmequellen, die ein GEMA-Künstler hat, haben CC-Künstler (noch) nicht. Wenn sie also Einnahmen generieren möchten, geht das nur direkt. Über Musikverkäufe, ob digital oder auf CD, Merchandising, das vorher auch erst mal eingekauft werden muss und Gagen, die klein und rar sind heutzutage, wenn es überhaupt welche gibt, denn die Pest des „Pay-to-Play“, also dass Musiker dafür zahlen sollen, dass sie irgendwo auftreten „dürfen“ breitet sich auch schon länger aus in der Live-Szene. „Spielt doch als Support für eine bekannte Band“ – auch da ist inzwischen üblich, dass man sich in solche „Gelegenheiten“ einkaufen müsste. Ich denke, was ich oben als „Risiko“ beschrieb wird unter diesen Rahmenbedingungen nachvollziebar. Wir sind zwar idealistisch. Aber nicht naiv.

Professionelles CC: die C3S

Hier hoffen wir darauf, dass die Initiative zur Gründung einer alternativen Verwertungsgesellschaft so schnell wie möglich realisiert werden kann. Die C3S ist letztlich der konsequente und notwendige Schritt zur Professionalisierung der Creative Commons Idee.

Die Vorteile für den privaten Musikfan bleiben vollkommen erhalten, „CC“ bedeutet für den Privatnutzer nicht mehr und nicht weniger als „Braucht sich keinen Kopf zu machen“; die wenigen Einschränkungen, die ihn vielleicht betreffen könnten, sind in den Kürzeln auf einen Blick klar ersichtlich und eindeutig.

Dafür bringt eine Verwertungsgesellschaft, die (im Gegensatz zur GEMA) Werke und nicht Personen vertritt, für den Urheber selbst maximal feinjustierbare Kontrolle darüber, welche Rechte er von der Gesellschaft für welches Werk vertreten und verwertet sehen möchte und welche nicht, und für kommerzielle Nutzer und Verwerter den Vorteil, auch für CC-Werke einen einzigen Ansprechpartner zu haben, bei dem er entsprechende Rechte für seine Bedürfnisse einholen kann und die zentral die Vergütungen dafür einnimmt und an die einzelnen Künstler weiterreicht. Und das auch hier sehr fein granulierbar.

Aus diesem Grund unterstützen wir die Idee der C3S auch aktiv. Und rufen Künstler wie auch Musikliebhaber dazu auf, dies auch zu tun. (Nicht nur) Künstler können dies vor allem auch damit tun, dass sie beim Crowdfunding der C3S mitmachen und Genossenschaftsanteile zeichnen. Damit sich Creative Commons und der Gedanke dahinter irgendwann so stark und als so selbstverständliche Option durchsetzt, dass es nicht mehr nötig sein wird, solche langen Monsterartikel zu schreiben wie diesen hier, nur um euch zu erklären, was das eigentlich ist, sein soll und wofür es gut ist….


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12 Gedanken zu “Creative Commons – was ist das denn JETZT schon wieder?

  • Stephan

    Wow, danke für diese Zusammenfassung… sollte uns jemals wieder jemand fragen, was „dieses Creative-Commons eigentlich ist“, werden wir die Leute sehr gerne auf euer Blog umlenken 🙂

    Es sei mir erlaubt, an dieser Stelle auch noch meine 2ct zu CC loszuwerden, da wir ja schon seit 2006 Songs und Alben und EPs unter CC-Lizenzen veröffentlichen und damit unsere guten und schlechten Erfahrungen gemacht haben.

    Ganz klar ist, die GEMA stinkt vom Kopfe, die Gründe dafür habt ihr schon sehr gut aufgezählt. Und CC in Verbindung mit C3S hört sich nach einer sehr guten, unterstützenswerten Alternative an… wenn, ja, wenn die Öffentlichkeit auch was davon wüsste. Wie Du schon sagtest, Radio-Airplay findet kaum statt, und mit der löblichen Ausnahme von Bruno Kramm und der FAZ braucht man massenkompatiblen Zeitschriften mit CC-Musik erst gar nicht kommen.

    Klar ist nämlich auch, CC-Musik existiert bisher in einem Mikrokosmos, der größtenteils mit den gleichen traurigen Mechanismen funktioniert, wie der bei CC-Leuten oft verhasste kommerzielle Musikbetrieb auch. Sprich: Werbung und Trommeln ist alles, überall den Leuten (jetzt mal überspitzt ausgedrückt) auf den Nerv gehen und keine Chance zur überhöhten Selbstdarstellung verstreichen lassen, dann hat man vielleicht eine Chance, mal gehört zu werden.

    „JETZT“ kann zum Allerbesten, Alleraufwendigsten und Allerschönsten gehören, was die CC-Musikszene zu bieten hat (und ehrlich gesagt und vollkommen ohne Schleimerei tut es das auch!)… und trotzdem – ohne ergänzende Werbung und einen schon existierenden Fan-Zirkel wird das Teil auf den einschlägigen CC-Musik-Plattformen (wobei es eigentlich nur eine größere gibt, nämlich Jamendo) vermutlich kaum Beachtung finden. Man darf nicht den Fehler machen, CC mit einer Szene zu verwechseln. Wenn CC eine Szene ist, dann nur eine sehr kleine, in der sich die üblichen Verdächtigen nach dem Motto „schreib ich Dir ein schönes Review, schreibst Du mir eines!“ selbst befruchten.

    Klingt bitter? Ist nicht so gemeint. CC ist eine Chance, CC ist eine Möglichkeit, CC ist etwas, das wachsen und gedeihen kann. Bislang konnte ich zwar nicht beobachten, dass es das tut (und wie gesagt, ich mach den Spaß seit 7 Jahren), aber C3S macht mir große Hoffnungen.

    Das Wichtigste bei CC-Musik wird sein, sie an den „normalen Menschen“ zu bringen und ihm klar zu machen, dass es sich mitnichten um Musik zweiter Klasse handelt.

    Ich habe von unseren Fans bei Jamendo schon sehr oft Statements wie „ihr seid zu gut für CC“, oder „warum veröffentlicht ihr immer noch unter CC?“ gehört. Einerseits ist das schmeichelhaft. Andererseits ist das aber ganz riesengroßer und kaum verzeihlicher Bullshit, aber mal so richtig! Es darf kein „zu gut für CC“ geben, Himmelherrgottnochmal! Die CC-Crowd muss zur Erkenntnis gelangen, dass sie gleichberechtigt zu „den anderen“ ist, dass sich hier nicht nur die Leute tummeln die es „irgendwie nicht geschafft haben“, sondern dass ganz einfach die Zeit für etwas Neues gekommen ist. Und im nächsten Schritt müssen das alle anderen auch raffen. Und dann ist „CC“ nicht mehr nur der zwanzigtausendste House-Remix von Dr. Klick oder die achzigtausendste Punkgothicmetalcrossoverband… sondern es ist einfach ein ganz großes Angebot an Musik, wo jeder fündig wird.

    Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Ich freue mich dass ihr ihn mit geht und das Angebot an CC-Musik bunter und besser macht.

    Liebe Grüße
    Stephan / Botany Bay

  • Sven Autor des Beitrags

    Hi Stephan

    Du wirst lachen: die CC-„Szene“ ist mir ziemlich wurscht, ich kenne sie kaum und sie uns noch weniger, das Album wird nicht auf Jamendo zu haben sein, sondern dort, wo es auch andere Musik zu kaufen gibt und wo ebenjene „normalen Menschen“ ihre Mucke kaufen (von Google-Play bis iTunes alles dabei). Ich wette sogar, die wenigsten, die das (dort) kaufen bemerken überhaupt einen Unterschied. Denn – das ist was ich oben ja auch schrob – es gibt für den Privatmenschen keinen. Jedenfalls nicht für die, die schon zu Zeiten Musik hörten, als das Wort „Urheberrecht“ für den sogenannten „Konsumenten“ in keinerlei Zusammenhang mit der Musik, die er hört(e) stand. Oder wenn, dann höchstens in einem sehr abstrakten und theoretischen.

    Wir werden es auch nicht umsonst rausrücken (Außer vielleicht mal einen Song zu Promo-Zwecken) sondern sogar teurer als die industrielle Massenware verkaufen, weil handgemachte Bio-Qualität nun mal aufwändiger und somit teuerer ist als Massenproduktion.

    Ebendas, was du sagst: „CC ist Umsonstmucke von Amateuren“ – genau das Klischee wird nicht davon verschwinden, dass man CC als mehr „verkauft“ als es ist: eine Lizenz. CC ist ein juristisches Dings. Nicht mehr. Aber eben eins, das eine Alternative zum „Alles oder nichts“-Total Buy Out der Verwerter gegenüber den Urhebern und der „Ich erlaube dir beim Kauf einer mp3 nichtmal die Melodie mitzupfurzen!“ gegenüber Fans und Musikliebhabern darstellt. Es geht, am Ende, um Fairness. Und zwar für alle Beteiligten. Und aus diesem Grund nutzen wir die Lizenz. Ganz pragmatisch.

    Und je normaler wir das tun, desto normaler ist es auch für andere, damit umzugehen. Wenn oben beschriebene Leute, die es nervt, Angst zu haben vor Abmahnungen usw., nur weil sie gern Urlaubsvideos schön machen und mit Musik unterlegt auf Youtube posten oder ähnliches, merken, dass sie eigentlich nur auf dieses komische „CC“-Symbol achten müssen um mit Musik (wieder) so umgehen zu können, wie sie es immer schon taten, bevor die Musikindustrie ihre Kunden als Feinde ansahen und den Anwälten zum Fraß vorwarfen 😉

  • MartinM

    Danke für die ausführliche Erklärung!

    Eure Herangehensweise halte ich für sehr pragmatisch. Oder anders gesagt: die CC-BY-NC-ND-Lizenz hilft,Ärger zu vermeiden.
    Ich war in der Tat etwas überrascht, das „Jetzt“ unter einer CC-Lizenz steht und das obwohl ich schon seit Jahr und Tag für meine Blogartikel und meine Fotos, Zeichnungen und Gemälde CC-Lizenzen nutzte.
    Allerdings sind das reine Amateur-Sache, auf einem Niveau, dass mir dafür sowieso niemand Geld bezahlen würde. 😉 Das heißt: in dem Moment, in dem auch nur ein „Kostendeckungsbeitrag“ in Aussicht steht, denke ich normalerweise nicht mehr an CC, weshalb z. B. meine Romane nicht unter CC stehen, auch wenn es reine „Spaßprojekte“ ohne Gewinnabsicht sind – aber die Dinger werden nun mal ganz altmodisch auf totem Baum gedruckt, und sollen für einen halbwegs kostendeckenden Preis verkauft werden. Vielleicht sollte ich da umdenken.

    MartinM

  • Sven Autor des Beitrags

    Ich glaube nicht, dass sich CC „lohnt“ für gedruckte Bücher, da diese ja rein materiell vorliegen, also in dieser Form weitergegeben, sprich: weg-gegeben würden und nicht kopiert würden, bzw. ist eine Kopie bei Büchern doch recht aufwändig (im Vergleich zu einer CD, die als digitaler Datenträger ja sehr einfach sowohl in andere Datenformate konvertierbar und auch kopierbar ist). Da stellt sich das Problem gar nicht in dem Maße, im Prinzip hat sich da ja nichts geändert zu „früher“, weil das Werk da noch rein „analog“ vorliegt.

    Bei nichtmateriellen Gütern wäre das anders, sprich, bei E-Books. Aber selbst dort würde CC relativ egal sein, da Bücher jetzt nicht unbedingt üblicherweise kommerziell „zweitverwertet“ werden – es gibt keine Aufführung von anderen (es sei denn, es wäre ein Theaterstück) und auch keine Verwendung „im Hintergrund“, wie es bei Musik der Fall sein kann.

    Der einzige Punkt, für den eine CC-Lizenz bei Büchern interessant wäre: Rechtssicherheit für die private Nutzung zu setzen für Menschen, die z.B. Inhalte in Communities o.ä. diskutieren möchten und dazu ganze Textpassagen kopieren würden, oder mit Figuren oder Plots aus dem Roman im Sinne von FanFiction o.ä. weiterarbeiten möchten. Ein „nc“ würde hier einem Missbrauch durch Trittbrettfahrer, die an der Kreativität des Autoren mitverdienen wollten ohne diesen angemessen zu beteiligen, wohl hinreichend vorbeugen. Aber selbst hier würde ja gelten: wo kein Kläger, da kein Richter, das heißt, im Endeffekt ist das eh egal, solange du solche Fälle nicht angehst. Es sei denn du veröffentlichst über einen Verlag. In dem Fall versucht dieser ja u.U. die Bedingungen vorzugeben. Das entspräche in der Musik dem Moment, in dem ein größeres Label anböte, eine Band zu signen. Auch hier könnte es passieren, dass solch ein Verwerter dies nur unter der Bedingung machte, dass die Band z.B. in die GEMA eintreten müsste. Da wäre dann eben zu verhandeln, inwieweit man welche Bedingungen auch gegenüber seinen „Konsumenten“ einzugehen bereit wäre.

    Solange sowas aber noch gar nicht ansteht und du den Vertrieb in Eigenregie übernimmst (wie wir das ja z.B. auch tun) stehen dir natürlich jegliche Möglichkeiten ganz nach eigenem Gusto und eigenen Vorlieben offen 🙂

    Der einzige Punkt, der zu CC noch wichtig ist zu wissen ist: Man kann die Lizenz eines Werkes nicht mehr ändern. Sprich: was du einmal CC gesetzt hast muss es auch bleiben. Da hält sich sogar die GEMA dran, die ja bekanntlich bei Eintritt eines Künstlers nicht nur die Verwertung aktueller/zukünftiger Werke beansprucht sondern auch alles, was vor Eintritt vom Urheber geschaffen wurde. Außer, eben, CC-lizenzierte Werke, die man der GEMA im Backkatalog entsprechend kennzeichnen muss.

  • MartinM

    Das Nachdenken über CC lohnt sich m. E. auch für einen Schreiber wie mich. Bei eher journalistischen Texten ist CC mit klaren Angaben, was ich zulasse und was nicht, geradezu unentbehrlich, ebenso bei Bildrechten. Es ist die Alternative zur üblichen „alles oder nichts“-Regelung, denn wenn ich restriktiv agiere, verringere ich die Reichweite meiner Werke. Wenn, was wirklich geschah, das dänische Kulturinstitut in Bonn mit einer meiner Zeichnungen für eine Veranstaltung wirbt, dann ist das völlig in meinem Sinne – bzw. wäre es, wenn sie so freundlich gewesen wären, eine Quellenangabe dazu zu schreiben. Anderseits: wäre die Zeichnung nicht „CC“ gewesen, wäre das Kulturinstut nie auf die Idee gekommen, sie zu verwenden.
    Außerdem erspare ich mir durch eine „CC“-Lizenz einen großen Teil der Nachfragen, ob dieser oder jener Text oder dieses oder jenes Foto von mir verwendet werden dürfte.

    Es ist dem Urheber übrigens durchaus möglich, ehemals voll geschützte Werke nachträglich zu CC (oder sogar als gemeinfrei) zu erklären. Nur der Rückweg ist ausgeschlossen: einmal CC, immer CC.

    „Es sei denn du veröffentlichst über einen Verlag.“ Das bedeutet bei Großverlagen de facto ohnehin „total buy out“, da brauche ich mit CC gar nicht zu kommen. Interessant ist es im „semiprofessionellen“ Bereich, in dem mein neuer Roman erscheint, und zwar aus den von Dir genannten Gründen. Da ich allerdings fremde Rechte benutze – mit Erlaubnis der Erbin des Urhebers, die übrigens „Fan-Fiction“ recht reserviert gegenüber steht – steht mir diese Option leider nicht offen.

  • Sven Autor des Beitrags

    Ja, natürlich, fürs digitale Publizieren ist es auf jeden Fall eine interessante Option. Das „nicht nachdenken müssen“ bezog sich rein auf das – gedruckte und gebundene – Buch 😀

  • ulrics

    Ihr sollte überlegen, ob ihren diesen Beitrag nicht auch unter CC-Lizenz stellt. Selbst beim Reposten müsste auf diese Seite verwiesen werden. Was u.a. dem Ranking bei Google gut täte.

    PS. Weiß auf Schwarz ist beim Scollen ziemlich unangenehm.

  • Sven Autor des Beitrags

    Joooa, könnte man machen. Wobei das ein normaler Blogeintrag ist und solche schon immer zitiert wurden und zitiert werden durften (mag sein, dass ich da als jemand, der seit über 10 Jahren bloggt aber auch nur ein bisschen nostalgisch bin und nicht mitbekommen habe, dass heutzutage alles auch irgendwie bürokratisch/juristisch „korrekt“ zu sein hat?) und ich jetzt auch nicht sehe, inwieweit ein „Hey, darf ich das rebloggen?“ – „Klar, mach ruhig!“ in den Kommentarfeldern jetzt ein riesen Aufwand wäre, wenn jemand wirklich den kompletten Sermon nochmal irgendwo ins Netz werfen wollte (was übrigens als Doppelcontent dem besagten Ranking wieder eher schaden würde als zu nützen, aber ich hab das ja nicht für Google geschrieben 😉 ) – kann aber auch sein, dass meine Aversion gegen in meinen Augen unnötige Bürokratie und Formalfidifidi mir da reinspielt… 😀

    Ähnlich ist das ja eigentlich auch bei der Musik: wir haben unsere alten „Homerecording“-CDs zwar nicht als CC definiert, aber halt einfach so reingeschrieben, was man damit machen darf und was nicht. Faktisch war das von dem, was man durfte und dem, wo wir sagten „das bitte nicht“ nichts anderes als jetzt mit dieser Lzenz. Bei Musik sehe ich das allerdings tatsächlich als Erleichterung, anstatt eines Katalogs dessen, was jemand mit den Sachen tun darf, einfach die entsprechende CC-Lizenz draufzupappen, weil Musikstücke ja tatsächlich drauf ausgelegt sind, „öfters“ zu existieren.

    Bei einem Blogtext ist es ja eher ungewöhnlich, dass der 1:1 komplett unkommentiert noch mal publiziert wird, normalerweise nimmt man sich einen Teil raus, den man für gut (oder schlecht) befindet und zitiert diesen im Rahmen einer Linkempfehlung oder eines eigenen Artikels, in dem man schreibt, warum man etwas gut oder schlecht findet. Und das ist ja sowieso erlaubt.

    Und die Ausnahmen, die das wirklich nur rebloggen wollen, wie gesagt: Ein kurzes „Hey, darf ich“ im Kommentar und der Drops ist doch gelutscht?